Die Pille für den Mann

Viele Frauen finden es ungerecht, dass ihnen die Verantwortung für Verhütung häufig allein übertragen wird. Daher stellt sich immer wieder die Frage: Warum gibt es eigentlich keine „Pille für den Mann?

Seit den 70er Jahren forschen Wissenschaftler tatsächlich an Verhütungsmöglichkeiten für den Mann. Und seit dieser Zeit hört man, dass es die Pille für den Mann in ungefähr 10 Jahren geben wird. Nun sind jedoch beinahe 40 Jahre vergangen, in denen kein derartiges Produkt auf dem Markt ist. Was ist los?

Tatsache ist, dass es die Pille für den Mann wohl noch lange nicht oder nie geben wird. Als letzte Forschungseinrichtung hat die Bayer AG 2007 die Forschung an der Pille für den Mann eingestellt.

Jahrzehntelang ist versucht worden, ein Medikament zu entwickeln, dass wie die Pille der Frau, den Regelkreis der Hormonproduktion des Mannes erfolgreich unterbricht. Denn die Spermaproduktion wird ähnlich wie die Reifung der Eizelle durch Hormone gesteuert.

Durch die Gabe von Testosteron wird die Spermienproduktion und -reifung zwar gehemmt, es ist aber bisher nicht gelungen Testosteron in Tablettenform ohne leberschädigende Nebenwirkungen zu produzieren. Deshalb ist schon seit einigen Jahren klar, dass es wohl nie eine Pille für den Mann, sondern wenn überhaupt, Spritzen oder Implantate geben könnte, die mit lokaler Betäubung unter die Haut gepflanzt würden. Außerdem müsste Testosteron um die gewünschte Wirkung zu erreichen in so hohen Dosen verabreicht werden, dass große Nebenwirkungen entstehen würden.

Langzeitfolgen und Risiken bei der hormonellen Verhütung für den Mann sind bisher sehr wenig untersucht. Es gibt allerdings schon heute mehr Erkenntnisse über die Folgen, als bei der Einführung der Pille für die Frau.

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass es bisher bei allen erforschten Produkten mehrere Wochen, bis Monate dauert, bis eine gewünschte Verhütungswirkung besteht. Auch das trägt nicht gerade zur Akzeptanz bei. Außerdem dauert es nach dem Absetzen der Medikamente ebenso lange oder eventuell noch länger, bis die vorherige Zeugungsfähigkeit wieder hergestellt ist. Zudem ist noch nicht endgültig erforscht, ob die Hormongabe in einigen Fällen vielleicht sogar zu einer Zeugungsunfähigkeit führt.

Die Verhütung beim Mann müsste daher langfristig geplant werden und in der Übergangszeit müssten zusätzlich andere Verhütungsmittel bei der Frau oder Kondome benutzt werden.

Zum derzeitigen Stand der Forschung wäre daher nicht zu erwarten, dass viele Männer eine hormonelle Verhütung akzeptieren würden. Und auch bei einigen Frauen dürfte die Akzeptanz der hormonellen Verhütung für den Mann widersprüchlich sein: Schwangerschaft, beziehungsweise Schwangerschaftsabbruch findet im Zweifelsfall im Frauenkörper statt. Das Vertrauen gegenüber dem Mann, der versichert “die Pille zu nehmen” müsste sehr groß sein um der Frau ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Ähnlich wie die „ich pass schon auf – Nummer” , die auch ein großes Risiko für Frauen birgt, ungewollt schwanger zu werden, könnte nun die „ich nehme die Pille für den Mann – Nummer” folgen.

Außerdem: Die hormonelle Verhütung für den Mann ist kein Ersatz für die Benutzung von Kondomen. Ansteckende Krankheiten können damit nicht verhütet werden! Und das Kondom ist doch auch ein prima Verhütungsmittel für den Mann, oder?!

Maria Gies

weiterführende Literatur:

Seyler, Helga, in Beckmann/Perl, „Frauen-Heilkunde und Geburtshilfe”, Band 1, Schwabe Verlag Basel 2004

weiterführende Links:

Ein Artikel im Hamburger Abendblatt gibt den Forschungsstand der “Pille für den Mann” wieder:

http://www.abendblatt.de/ratgeber/gesundheit/article1976550/Pille-fuer-den-Mann-ist-vorerst-gescheitert.html

Eine Versuchsperson schildert in einem Interview die durch die medikamentöse Verhütung verursachten Veränderungen seines Lebens:

http://www.welt.de/vermischtes/

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