Leidenschaft

„Die Selbstliebe ist die Quelle, der Ursprung und das Prinzip aller unserer Leidenschaften” (J.J. Rousseau)

Früher war Leidenschaft im Sprachgebrauch eher das, was „Leiden schafft”. Heute sieht man sie wesentlich positiver: Leidenschaft gilt als allumfassende Emotion in der intensiven und enthusiastischen Verfolgung von Zielen; sei es politisch, religiös, künstlerisch, im Hobby oder sexuell.

Was ist sexuelle Leidenschaft und wie ist sie möglich?

Die wichtigste Voraussetzung für Leidenschaft ist Selbstliebe. Auch wenn wir für die Entfesselung sexueller Leidenschaft den anderen brauchen, müssen wir uns zunächst selbst ‚gut leiden’ können. Menschen, die sich selbst mögen, sich schön und begehrenswert finden, haben eine Ausstrahlung, die auf andere anziehend wirkt. Man spürt, dass sie ‚bei sich’ sind und dass sie sich mit Hingabe auf ihre Lebensbereiche einlassen. Sie erwarten nicht vom anderen, dass er bei ihnen die Leidenschaft erweckt. Im Gegenteil: sie erwecken sich immer wieder selbst und gehen lustvoll in Kontakt – zu anderen Menschen genauso wie in Arbeitsprozesse oder zur Natur. Leidenschaft ist somit ein allumfassendes Prinzip und kann nicht „isoliert sexuell” betrachtet werden. Eine vom Alltag isolierte sexuelle Leidenschaft dient wohl eher einer Funktion: dem Abspritzen des Überdrucks. Der Alltag soll dann ‚vergessen’ und nicht integriert werden.

Leidenschaft in der Partnerschaft

Wenn sich zwei Menschen auf eine Partnerschaft einlassen, ist zunächst ihr sexuelles Begehren zentral. Im Laufe der Zeit klagt dann so manches Paar über Langeweile oder „tote Hose im Bett”. Manche haben dann bereits eine „Außenbeziehung”, um sich lustvolle Momente zu verschaffen und ihre Beziehung oder Familie nicht zu gefährden. Die Leidenschaft im Alltag zu entwickeln, scheint für viele Paare unmöglich, da die Sexualität mit zunehmender Vertrautheit vorhersagbar ist. Es wird in diesem Zusammenhang auch von einer „Tyrannei der Harmonie” gesprochen (Schnarch). Die eingefahrenen Verhaltensweisen können keine sexuelle Leidenschaft erwecken.

Dafür braucht es Überraschungen und ungewohnte neue Reize. Ein bewährtes Liebesmittel besteht für Paare darin, sich immer wieder neu zu entdecken. Dazu können beide Partner ihren Beitrag leisten, in dem sie immer mehr von sich zeigen und ihre Wünsche an die gemeinsame Sexualität offen äußern. Auch wenn es sich anfangs unsicher anfühlt: Probieren Sie sich gemeinsam aus! Erleben Sie neue Möglichkeiten!

Sexualität mit offenen Augen

Schauen Sie sich bereits beim Vorspiel offen in die Augen und öffnen Sie so Ihre Seele! So können Sie besser die sexuelle Wünsche des Partners wahrnehmen und stärker Anteil am Erregungsprozess des anderen teilhaben. Genuss am Sex mit dem Partner steigert sich auch, wenn man über ihn redet! Das kann vorher (Wünsche), währenddessen (Erleben, Orgastisches in Worte fassen) und nachher (wie war’s) passieren. Vielleicht entdecken Sie auch hier wieder Verschiedenheiten. Interessanterweise macht das gerade die Verbundenheit zwischen zwei Menschen wärmer und herzlicher.

Dr. Sabine Stiehler

weiterführende Literatur:
David Schnarch: Die Psychologie sexueller Leidenschaft. Klett-Cotta Stuttgart 2006, 3. Auflage

Hans-Joachim Maaz: Die Liebesfalle. Beck Verlag München 2007

weiterführende Links:

Paarberatung in Dresden:
http://www.dieg.org/Beratung

 

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