Umgang mit Suchterkrankung

Tipps für Angehörige von Suchtkranken

Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Drogenabhängigkeit als „einen seelischen, eventuell auch körperlichen Zustand, der dadurch charakterisiert ist, dass ein dringendes Verlangen oder unbezwingbares Bedürfnis besteht, sich die entsprechende Substanz fortgesetzt und periodisch zuzuführen.“

Dabei kommt es zu Beeinträchtigungen der freien Persönlichkeitsentfaltung, persönlicher Bindungen und der gesamten Lebensgestaltung eines Individuums. Abhängigkeit ist kein Ausdruck für Willens- oder Charakterschwäche, sondern es handelt sich eindeutig um eine Krankheit. Im Wesentlichen lässt sich Sucht in zwei Kategorien unterteilen: die stoffgebundene (Alkohol, Medikamente, Drogen) sowie die nicht-stoffgebundene (Spiel, Internet, Magersucht) Sucht.

Der Umgang mit einem abhängigen Menschen gestaltet sich für die Angehörigen gewöhnlich schwierig. Die eigene Unsicherheit, wie man sich der nahestehenden Person gegenüber verhält, um sie wieder auf den „richtigen Weg“ zu bringen ohne das Verhalten durch Kontrollmaßnahmen noch zu verschlimmern, ist sehr belastet und vermittelt Angehörigen oft Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht. Zudem besteht auch für Sie die Gefahr, krank zu werden und an so genannter Co-Abhängigkeit zu leiden. Deshalb ist es wichtig, dass auch Angehörige durch Beratung oder Selbsthilfegruppen unterstützt werden, um sich selbst und Ihren Nahestehenden helfen zu können.

Wichtige Tipps für Angehörige von Suchterkrankten finden Sie im Folgenden:

  • Die Abhängigkeit Ihrer Partnerin/Ihres Partners ist keine vergängliche Willens- oder Charakterschwäche, die einfach abzulegen ist. Sie müssen erkennen und akzeptieren (lernen), dass es sich hierbei um eine ernsthafte Krankheit handelt, die unbedingt professionell behandelt werden muss.
  • Die Übergänge zwischen Konsum und Sucht bzw. zwischen riskantem und schädlichem Suchtmittelgebrauch sind fließend. Suchen Sie eine Beratungsstelle auf, wenn Ihnen der Suchtmittelkonsum – oder der Verdacht hierauf – Sorgen bereitet. Die Fachkräfte werden Ihnen helfen, Wege zu finden, wie Sie dem Betroffenen Ihre Befürchtungen mitteilen können.
  • Informieren Sie sich über das Suchtmittel bzw. die Sucht. Welche Begleiterscheinungen und gesundheitlichen Konsequenzen zieht die Abhängigkeit nach sich.
  • Halten Sie dem Betroffenen keine Moralpredigten, sie wissen und spüren meist am besten, welche Auswirkungen ihre Krankheit hat. Bieten Sie stattdessen Ihre Unterstützung an und Fragen Sie nach den Ursachen.
  • Weder Sie noch der Betroffene sind in der Lage die Sucht ohne fremde Hilfe zu „heilen“. Versuchen Sie nicht, sie oder ihn durch überzogene Anforderungen bzw. Kontrollmaßnahmen weiter unter Druck zu setzen. Dadurch erreichen Sie lediglich, dass sie oder er der Sucht hinter Ihrem Rücken nachgeht und sich von zunehmend von Ihnen distanziert.
  • Quälen Sie sich nicht mit Schuldgefühlen (hauptsächlich Eltern drogenabhängiger Kinder geht das häufig so), was Sie in der Vergangenheit alles falsch gemacht haben. Wichtig ist vielmehr, dass Sie sich jetzt um (professionelle) Hilfe bemühen und den nahestehenden Menschen dabei unterstützen, diese wahrzunehmen. Oft sind Sie auch die einzige Person in seinem Umfeld der ihm Kraft und Lebensfreude schenken kann.
  • Überwinden Sie Ängste, wie „Man redet über uns.“, „Wenn ich ihr/ihm nicht helfe, gelte ich als herzlos und hart.“ Übernehmen Sie nicht die Verantwortung für und die Aufgaben des Abhängigen. Diesem Druck können Sie nicht dauerhaft aushalten, außerdem wird es dem Abhängigen so offensichtlich, dass er auch selbstständig etwas zur Veränderung der Situation beitragen muss.
  • Versuchen Sie nicht die Krankheit und Ihre Folgen vor anderen zu verheimlichen, aus Angst vor den Reaktionen. Oft verstricken Sie sich somit in Widersprüche und es entstehen Gerüchte.
  • Bleiben Sie konsequent. So machen Sie deutlich, dass ihre Vereinbarungen ernst zu nehmen sind.
  • Nehmen Sie sich auch mal Zeit für sich, gehen Sie Ihren eigenen Interessen nach, treffen Sie Freunde usw. Übernehmen Sie Verantwortung für sich selbst und Ihr Leben, so geben Sie auch der nahestehenden Person die Verantwortung für ihr eigenes Leben zurück.
  • Wenden Sie sich an eine Suchtberatungsstelle. Dort werden nicht nur Betroffene, sondern auch deren Angehörige dahingehend beraten, welche weitere Unterstützung Sie selbst benötigen (Selbsthilfegruppe, Psychotherapie) und wie Sie sich gegenüber dem Suchtkranken angemessen verhalten.
  • Der Ausstieg aus der Abhängigkeit ist ein langwieriger Prozess und nicht mit dem körperlichen Entzug des Suchtmittels beendet. Die Neustrukturierung des Alltags, ein differenzierteres Problembewusstsein und veränderte Erwartungen bzw. Wünsche seitens des Suchtkranken bedeuten einen echten Neuanfang, an dem auch Sie als Angehöriger aktiv teilhaben. Dafür ist es notwendig einen Schlussstrich unter das Vergangene zu ziehen und neues Vertrauen aufzubauen.
  • Ein abschließender Hinweis für Eltern: Viele Jugendliche machen eine Phase durch, in der Sie verschiedene Drogen, wie Alkohol, Cannabis oder Ecstasy ausprobieren. Das führt nicht zwangsläufig zu schwerwiegenden Problemen und in den meisten Fällen reguliert sich das Problem von selbst. Daher sollten Sie nicht überreagieren, aber wachsam bleiben und Ihr Kind offen darauf ansprechen.

Kostenloses Infomaterial mit wichtigen Adressen und Informationen zu den verschiedenen Formen der Suchtkrankheit finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.:

http://www.dhs.de/

Dead Link:

http://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Brosch%C3%BCren_Archiv/Ein_Angebot_an_alle.pdf

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