Der Po

Po (lat. Podex = Gesäß), Popo, Hintern, Arsch, Allerwertester – unser Hinterteil hat die unterschiedlichsten Namen und eine wichtige Funktion: Die starken Muskelgruppen am Ende des Rückgrats ermöglichen den aufrechten Gang und dienen zusammen mit dem Fettpolster als Sitzfläche. Der Po bestimmt wesentlich die äußere Gestalt des Menschen und der jeweiligen Person im jeweiligen Lebensalter.

Er besitzt für die meisten Menschen überragende erotische Bedeutung, gehört zu den wichtigsten erogenen Zonen, ist beliebter Inhalt sexueller Phantasien und nicht selten auch Ort sexueller Handlungen, sofern er nicht generell bei jeder sexuellen Interaktion direkt oder indirekt beteilt ist.

Ihr Po, sein Po

Gemeinsamkeiten

Als nervenreicher Körperbereich ist der Po bei beiden Geschlechtern mit anderen erogenen Zonen verbunden. Das Streicheln, Kneten, Drücken, Massieren des Pos erotisiert den ganzen Körper. Insbesondere bei der Frau besteht eine Verbindung zwischen Brüsten und Po. Eine Stimulierung des Pos kann zu einer Erregung der Brüste und einer Erektion der Brustwarzen führen.

Das Streicheln der Brust wiederum kann die Gesäßmuskeln lockern und die Scheide »aufnahmebereit« machen.

Wohl alle Männer lieben die weiblichen Rundungen. Viele von ihnen mögen den Koitus von hinten auch deshalb, weil sie dabei die Rückenpartie und den Po bewundern können.
Auch viele Frauen mögen Männerpos. Der Analbereich spielt im heterosexuellen und wesentlich im homosexuellen Liebesspiel eine große Rolle.

Unterschiede

Bei allen Gemeinsamkeiten bestehen zwischen dem Hintern der Frau und dem des Mannes wesentliche anatomische Unterschiede.

In der Pubertät und mit der Geschlechtsreife werden die weiblichen Hüftknochen breiter, und es lagert sich mehr Fettgewebe als bei Männern ab. Auf diese Weise entstehen die typisch weiblichen Formen, die zu den so genannten sekundären Geschlechtsmerkmalen gehören.

Der größere Hintern und die Tatsache, dass bei der Frau die Oberschenkelknochen nicht parallel zur Wirbelsäule stehen, sondern leicht angewinkelt sind, verändern auch den Gang. Die Pobacken schwingen mehrere Zentimeter nach links und rechts. Frauen wackeln also mit dem Po. Sie können das etwas unterdrücken oder betonen, je nach Einstellung, Mode oder Situation. Männer nehmen den Hüftausschlag und die Bewegung des Pos als erotisches Signal wahr.

Bei Männern hingegen wird in der Pubertät die Muskulatur straffer, der Hintern wird knackig, fest, stramm; mit zunehmendem Alter verliert er allerdings seine Form.

Darüber hinaus findet sich die Lücke zwischen den Schenkeln bei der Frau woanders als beim Mann, nämlich gleich unterhalb der Pobacken. Dies erleichtert das Einführen des Penis auch von hinten und ist zugleich auch Schaufenster; vor allem, wenn die Frau sich bückt, werden die Schamlippen sichtbar. Dies wiederum wird für Werbung, erotische Fotos und vor allem Pornographie genutzt.

Geschätzt und verachtet

Das Verhältnis unserer Kultur zum Po ist ambivalent:

  • Einerseits wird ein schönes Hinterteil geschätzt, andererseits ist Arsch das häufigste Schimpfwort.
  • Einerseits betont die Mode den Hintern, von den knallengen Jeans, über Miniröcke oder anliegende Höschen bis zum knappsten Tanga und zur Reizwäsche, andererseits bleibt er – von wenigen Ausnahmen abgesehen (FKK) – verhüllt, konsequenter als die Brüste.
  • Einerseits ist der Po Ort von Liebkosungen, andererseits traditionelles Ziel von Schlägen und Tritten.
  • Einerseits träumen heterosexuelle Männer von Analverkehr (und praktizieren ihn gelegentlich auch), andererseits werden homosexuelle Männer als Arschficker verdammt.
  • Einerseits wird der süße Po besungen, andererseits werden über die vier Buchstaben schmutzige Witze gerissen.

Möglicherweise hängen diese Widersprüchlichkeiten mit einer Ekelschranke zusammen, die unsere Kultur aufgebaut hat. So stehen wir allen Körperausscheidungen angewidert gegenüber, insbesondere dem Kot, für den es nicht ein angenehmes Wort, höchstens ein neutral-verhüllendes wie Stuhl, aber viele schlechte wie Scheiße und Kacke gibt. Das bringt unsere Kultur ästhetisch nicht unter einen Hut.

Grabscher und Masochisten

Der hinderliche Umgang mit dem Hintern hat allerdings allerlei illustre Erscheinungen nicht verhindert, wahrscheinlich eher gefördert: den Gesäßfetischisten, der das Hinterteil fürs Ganze nimmt; den Hintern-Freak, der kein Vorne mehr kennt; das soldatisch-dümmliche Schinkenkloppen; den verklemmten Po-Grabscher; den patriarchisch-derben Klaps auf das Hinterteil der Magd; die sexuell getönte Klistiermode vergangener Zeiten; die Kotfresser oder diejenigen, die nur zur sexuellen Befriedigung kommen, wenn sie vollgeschissen werden, den Flagellantismus, das Geiseln des weichen, gut durchbluteten Po, auf dem sich die Striemen schnell und deutlich abzeichnen; den Sadomasochismus, der auch durch Misshandlungen des kindlichen Pos verfestigt werden kann.

Wer ist der Schönste…?

Was freilich den schönen Po ausmacht, ist umstritten und wohl vom jeweiligen Schönheitsideal einerseits und den individuellen Vorlieben andererseits abhängig.
Die Auswahl ist groß: zu finden sind der feste und der weiche Po, der pralle und der schmale, der kurzspaltige und der langspaltige, der flache und der volle, der runde und der quadratische, der schlanke und der dicke, der apfelförmige und der birnenförmige, der kugelige der halbmondige.

Der kleinste wie der größte Po hat zwei Falten, die Längsfalte (Afterfurche) und die Querfalte, gebildet von der unteren Begrenzung der beiden Pobacken. Beide Linien bilden ein magisches Kreuz. Doch auch ein zauberhaftes Dreieck lässt sich ausmachen, von einem Viereck ganz zu schweigen (Quadratarsch). Ein auf den Kopf gestellter Rhombus ziert als Michaelissche Raute das weibliche Hinterteil (Lendengrübchen). Jeder kann seine po-logischen Kreise ziehen oder finden.

Prof. Dr. Kurt Starke

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