[Tipp!] Sex & Neugier

Sexualität ist wie eine große, weite Landschaft. Eine Landschaft mit unterschiedlichen Ausprägungen, mit bekanntem und unbekanntem Terrain.

Soweit mag ja jeder Mann zustimmen. Aber Unterschiede werden offenbar, wenn es darum geht, das unbekannte Terrain zu erkunden. Wollen Sie das überhaupt oder bleiben Sie lieber in bekannten Gewässern, weil Sie dort nicht untergehen können?

Wir laden Sie ein, dieser Frage nachzugehen und Ihrer Neugier auf die Spur zu kommen.

Wir möchten Sie jedoch darauf hinweisen, dass der Text etwas länger ist. Nehmen Sie sich also bitte etwas Zeit (vorgelesen dauert er 9:32 min) und lassen Sie sich auf die Gedanken des Textes ein.

Dazu bieten wir Ihnen drei Möglichkeiten.

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Sex und Neugier

Sexualität ist wie eine große, weite Landschaft. Eine Landschaft mit unterschiedlichen Ausprägungen, mit bekanntem und unbekanntem Terrain. Eine Landschaft mit einfach zu erkundenden Wegen und mit möglicherweise unüberwindbaren Klippen, denn eine sexuelle Landschaft hat immer mindestens zwei Ausprägungen – zum einen die beglückende, zum anderen die unheimliche – und dann noch alles das, was dazwischen liegt.

Vielleicht haben Sie schon ein oder mehrere Gebiete Ihrer Landschaft erkundet. Dann kennen Sie sich in diesen Teilen gut aus. Sie wissen wie es dort aussieht, wie es sich anfühlt und Sie kennen Ihre sexuellen Möglichkeiten. Sie bewegen sich sicher in Ihrer vertrauten Sexualität und deren Spielarten.

Aber sicher werden Ihnen einige Landstriche Ihrer Sexualität auch unbekannt sein, vielleicht sind sie Ihnen gar unheimlich. Sie haben auch schon einen Blick ins Unbekannte und Unheimliche versucht, aber sich nicht getraut, den Schritt auf das neue, unvertraute und unbekannte Gebiet Ihrer Sexualität zu wagen?

Sind sie neugierig auf das, was sich hinter dem Horizont, Ihrem Horizont befindet? Möchten Sie nach dem Neuen und Unbekannten in Ihrer Sexualität zu suchen? Und schrecken Sie dann zurück, aus Angst vor der Ungewissheit, was Sie erwartet, wenn Sie diesen Schritt wagen?

Falls Sie den Schritt doch gehen, wird es wie das erste Mal sein. Oder vielleicht ist es überhaupt Ihr erstes Mal.

Doch es ist eine Entscheidung von Ihnen gefordert:
Wenn Sie den Schritt nicht wagen, bleiben Sie in Sicherheit. Wenn Sie den Schritt wagen, werden Sie vielleicht etwas Neuartiges entdecken – bei sich selbst, beim Gegenüber, in Ihren Empfindungen und Gefühlen der Lust. Sie werden sich vielleicht selbst neu entdecken. Sie können neue sexuelle Erfahrungen und Erlebnisse sammeln und Ihre sexuellen Phantasien und Wünsche realisieren.

Wie gut kennen Sie sich selbst? Sind Sie neugierig auf Ihre eigene Person, auf Ihre Empfindungen, die Ihnen Lust bereiten? Wie gut kennen Sie ihren Körper, der Ihnen Lust bereitet? Kennen Sie Ihre erogenen Zonen, wissen Sie um Ihre sexuellen Empfindungen? Befriedigen Sie sich selbst? Manchmal schnell und hastig, in ein, zwei, drei Minuten? Manchmal genussvoll und ausgiebig, mit Bildern von anderen Menschen im Kopf, mit sexuellen Wünschen, die Sie schon lange hegen? Haben Sie Wünsche nach bestimmten sexuellen Praktiken oder den Wunsch, mit einem bestimmten Menschen Sex zu erleben?

Oder wollen Sie Ihre sexuellen Wünsche und Phantasien nicht in die Realität umsetzen, weil Sie sonst als pervers gelten? Als abgedreht und widerlich?
Haben Sie selbst Angst vor Ihren sexuellen Phantasien? Weil diese Phantasien ein Tabu brechen? Weil Ihre Wünsche verrucht, gefährlich oder sogar gesetzeswidrig sind? Weil diese Wünsche einfach nicht kommunizierbar und lebbar sind?

Ihre sexuellen Phantasien sind die Bilder im Kopf, die Sie anmachen, die Sie erregen. Es ist manchmal wie ein Kinofilm im Kopf. Ein Film der Sie geil macht, der Sie glücklich stimmt, der Sie in heftige sexuelle Erregung bringt. Manchmal ist es auch ein Film, der Sie ängstigt, der Sie zweifeln lässt und der Sie zurückschrecken lässt vor sich selbst.

Ihre sexuellen Phantasien und Wünsche gehören zu Ihnen und müssen nicht um jeden Preis in die Realität umgesetzt werden. Es ist normal, über sexuelle Dinge zu phantasieren, die Sie niemals im realen Leben umsetzen werden. Ihre sexuelle Phantasie und Ihre praktizierte Sexualität sind zwei verschiedene Welten.
Ihre sexuellen Phantasien sind für Sie beflügelnd und bereichernd, solange sie nicht in einen Zwang abdriften. Dem Zwang, dass die Phantasie ein solche Kraft entwickelt, dass es für Sie schwierig wird, zwischen Ihrer realen, sexuellen Welt und Ihrer sexuellen Phantasie zu unterscheiden.

Die sexuelle Neugier ist wie eine Triebfeder, ein Motor. Es geht um Ihren Entdeckerdrang, die Suche nach dem Neuen. Es geht bei Neugier und Sex um Ihre persönliche Herausforderung, es geht um den Reiz und um das Streben dem Unbekannten.
Ihre Neugier steht im engen Zusammenhang mit Ihren sexuellen Phantasien und Wünschen, es geht dabei auch um Ihre Attraktivität und Ihren Selbstwert.

Ihre sexuelle Neugier ist Quelle Ihrer Lust. Lust auf den Menschen, den Sie begehren, egal ob in einer kurzzeitigen Begegnung oder in einer langfristigen Partnerschaft. Es ist der Reiz, Neues zu erleben und die Lust auf Leidenschaft. Die unbekannte Situation, der neue Sexualpartner, das Gefühl von Wärme und Geilheit, das neue Verliebtsein und vieles mehr.

Ihre sexuelle Neugier ist vielleicht manchmal auch ein Drahtseilakt. Es geht darum die Balance zu halten zwischen Ihren sexuellen Phantasien und der realen Welt. Die Balance zwischen Ihren Träumen und deren realen Umsetzung. Im dem Wort Neugier äußert sich eben auch die Gier nach Neuem. Und eine Gier kann sowohl belebend sein, denn es geht darum, sein einziges Leben auszukosten. Aber sie kann auch eine Flucht bedeuten – eine Flucht vor der eigenen Begrenzung und den eigenen realen Möglichkeiten.

Können Sie über Ihre sexuellen Wünsche sprechen? Erzählen Sie Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner von Ihren Phantasien? Oder haben Sie Angst Ihr Gegenüber damit zu überfordern oder gar zu verletzen? Haben Sie es andererseits satt, immer wieder die gleiche Art von Sex zu praktizieren? Ist Ihnen dabei langweilig? Geht Ihnen dabei Ihre Leidenschaft verloren? Auch die Leidenschaft in Ihrer Partnerschaft?
Sind Sie eigentlich noch neugierig auf Ihre Partnerin oder Ihren Partner? Darauf wie sie oder er sich anfühlt, wie ihre oder seine Haut schmeckt. Sind Sie neugierig darauf, welche sexuellen Wünsche Ihre Partnerin oder Ihr Partner hat? Oder plagt Sie ein sexuelles Desinteresse, weil Sie eine gewisse Monotonie verspüren, die Ihnen die Lust raubt?

Was hindert Sie, sich mit Ihrem Gegenüber über ihre Wünsche auszutauschen? Was verhindert Ihre Neugier?
Denken Sie, Sie könnten in einen Konflikt geraten? In den Konflikt, dass Ihre Wünsche nicht mit den Wünschen des Gegenübers deckungsgleich sind, oder sich wenigsten an bestimmten Punkten treffen, sich überschneiden? Denken Sie, Sie könnten Ihr Gegenüber mit Ihren Ideen verschrecken oder gar verletzen?.

Kennen Sie auch das Gefühl und die Situation, wenn genau das Gegenteil passiert, wenn die Neugier zur Gier wird? Kennen Sie das Hetzen von einem Höhepunkt zum anderen? Kennen Sie den dauernden Wechsel der Partnerin oder des Partners, weil Sie die Gier treibt, den ultimativen Kick zu erleben? Mitnehmen was geht.
Wissen Sie eigentlich noch, wie Ihre letzte Partnerin oder ihr letzter Partner hieß? Wie sie oder er sich angefühlt hat, wie ihr oder sein Gesichtsausdruck beim Orgasmus war? Sind Ihre Sexualpartner noch Subjekte oder brauchen Sie sie als Objekte zur Befriedigung Ihrer Neugier?

Sind sie auch manchmal erschrocken über Ihre Maßlosigkeit? Ihre Maßlosigkeit was die Zahl Ihrer Sexualpartnerinnen oder Sexualpartner angeht? Über die Maßlosigkeit Ihrer sexuellen Gedanken, die Ihnen täglich, stündlich oder minütlich durch den Kopf gehen? Fühlen Sie sich manchmal gezwungen sexuell zu agieren, Sex zu haben und zwar jetzt, sofort und auf der Stelle? Fühlen Sie sich dabei immer befriedigt, immer glücklich oder wenigstens zufrieden?

Lassen Sie sich wegen Ihrer maßlosen Neugier auch auf Situationen ein, bei denen Sie sich riskieren, weil Sie es einfach tun müssen, um den ultimativen Kick zu erleben? Ist Ihnen dieses Risiko bewusst oder übermannt Sie das Risiko in der Ohnmacht Ihrer Neugier?

Ich behaupte, dass nur durch Verzicht möglich ist, ein Maximum an Lustgewinn zu erreichen ist. Warum? Weil Genießen eben auch verweilen bedeutet. Verweilen bei einer Person oder einer Sache mit Konzentration auf eben diese und mit dem Verzicht auf die Maßlosigkeit.

Genießen Sie also Ihren Sex, seien Sie neugierig und tun Sie etwas gegen die Langeweile in Ihrem Bett. Aber benutzen Sie Ihre Neugier nicht, um wirklichen Begegnungen in Ihrer Sexualität aus dem Weg zu gehen. Seien Sie also auch auf das neugierig, was Ihnen blüht, wenn Sie die Hatz auf immer Neues einfach mal lassen.

In Zeitnot geraten, wie in ein Netz,
ist der Mensch,
atemlos hetzt er durch sein Leben und wischt
sich den Schweiss.
Es wird ganz eilig gezecht und ganz eilig
geliebt,
ganz tief sinkt die Seele dabei –

Jewgéni Jewtuschenko

Uwe Tüffers

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