Fremdgehen

Angenommen, Sie könnten frei wählen, welche Art sexuelle Beziehungen Sie haben möchten. Welche würden Sie bevorzugen? Angesichts des großen Menschheitsideals Treue und unserer sittlichen Traditionen fällt es schwer anzunehmen, dass sich jemand untreue Beziehungen wünscht. Und doch ist das der Fall.

Unbändigender Treuewunsch

Allerdings keineswegs so häufig, wie angesichts des medialen Wirrwarrs von Seitensprüngen, Affären, Liebeleien, Fremdgehen und des scheinbaren sexuellen Vielfältigkeit moderner Menschen zu vermuten wäre. 80% der Männer und 60% der Frauen präferieren eindeutig eine sexuell treue Beziehung mit nur einem Partner. Jüngere idealisieren stärker als Ältere das Modell „feste Beziehung mit einem Partner und gelegentlich anderen Sexualpartnern”.

Bezieht man den Treuwunsch nicht abstrakt auf die ideale Beziehung, sondern konkret auf die bestehende, ändert sich das Bild etwas. Sich sexuelle Treue vom konkreten Partner zu wünschen ist dabei das eine, sie zu verlangen das andere. Knapp die Hälfte verlangt von ihrem Partner Treue. Reichlich die Hälfte wünscht sich sexuelle Treue, verlangen sie aber nicht. Nur wenige verlangen sie nicht und wünschen sie sich auch nicht.

Das Liebesideal ist mit dem Treueideal verbunden. Der Treuwunsch – er ist übermächtig. Er hat keineswegs an Vitalität verloren. Frauen sind im Treuewunsch engagierter als Männer. Bei einem Teil ist die Treueambition ambivalent: Sie hätten am liebsten eine treue Beziehung mit gelegentlichen sexuellen Außenkontakten.

Treue nehmen – Treue geben?

Die Partner wünschen sich Treue und versprechen sich Treue. Doch sind sie auch treu? Ja, die meisten, nämlich reichlich zwei Drittel. Knapp ein Drittel sagt, sie hätten schon einmal mit jemand anderen geschlafen, seit sie mit dem jetzigen Partner zusammen sind (Starke).

Von einem Wandel in Treueverhalten kann nicht gesprochen werden. Die älteren Generationen sind früher oft oder genauso wenig fremdgegangen wie die heute jüngeren. In Langzeitbeziehung nicht häufiger fremdgegangen als in kürzeren, in ehelichen Beziehungen genauso häufig als in nichtehelichen. Zwischen dem Zustand der bestehenden Beziehung und dem Fremdgehen besteht ein gewisser Zusammenhang, aber die bestehende Beziehung ist nicht allein für das Zustandekommen oder Nichtzustandekommen eines sexuellen Außenkontaktes verantwortlich.

Der letzte sexuelle Außenkontakt liegt insbesondere in Langzeitbeziehungen meist schon lange zurück. Dabei handelt es sich in vielen Fällen um ein einmaliges kurzes Ereignis. Dieses Ereignis wird überwiegend positiv erinnert.

Motive und Formen des Fremdgehens

War’s Liebe oder nicht? Oder der sexuelle Reiz? Beides oder eines von beiden trifft auf die meisten Seitensprünge zu. Die sexuelle Außenbeziehung als Verhältnis, Seitensprung, Untreue, Ehebruch – Fremdgehen hat viele Motive. Und erstaunlich oft ergibt es sich einfach so. Seine Formate sind vielgestaltig: Affäre, One-night-Stand, Episode, Eskapade, Abenteuer, Romanze, Techtelmechtel, Zweitbeziehung, Nebenbeziehung, Liebelei, Liebschaft oder Liebesgeschichte. Ein bisschen Gefühl ist immer dabei und manchmal auch ein großes.

Liebe und Treue – fest verkettet

Die Auswirkungen hängen in erster Linie von diesem Gefühlsmaß ab. Für die bestehende Beziehung muss der Außenkontakt nicht destruktiv sein, auch wenn Liebesleid damit verbunden ist.

Betrachtet man die Beziehungen im Lebenslauf, dann sind die Hälfte aller Beziehungen beidseitig treue Beziehungen, ein Zehntel beidseitig untreue. Damit gibt es fünfmal mehr treue als untreue Beziehungen. Die beiderseitige Treue ist nach wie vor der Regelfall. Liebe und Treue werden zusammengedacht und zusammen gelebt – vor allem dann, wenn die Beziehung wirklich eine Liebesbeziehung ist.

Die Partner sind sich nicht treu, weil sie verheiratet sind oder der Institution Beziehung halber, sondern weil sie sich lieben, weil sie sich vertrauen wollen, weil sie Treue vereinbart haben und nicht wortbrüchig werden möchten. Der Wunsch nach Treue geht in der einen Hälfte aller Beziehungen in Erfüllung, in der anderen die meiste Zeit.

Fremdgehen als Ausnahme

Sexuelle Treue ist in festen Beziehungen der Normalfall. Fremdgehen ist ein äußerst seltenes Ereignis. Die Mehrheit der Menschen hat keinerlei Erfahrungen mit sexuellen Außenbeziehungen. Sexuelle Untreue bleibt, sofern sie überhaupt vorkommt, meistens sporadisch und temporär, der Seitensprung meist ein einmaliges Vorkommnis. Die Seltenheit dieses Ereignisses sagt freilich noch nichts über seine Intensität aus und welche Bedeutung es für das eigene Leben und die Partnerschaft haben kann – bis hin zum Knacks für immer oder der Trennung.

Im Treuewunsch wie in der gelebten Treue unterscheiden sich die Generationen nur geringfügig. Neu ist: Die Jüngeren sind im Vergleich zu den Älteren in mehr und in kürzeren Beziehungen treu. Sie sind immer wieder oder seriell monogam: Die neue Endlichkeit des Paares.

Prof. Dr. Kurt Starke

weiterführende Literatur:

Starke, Kurt (2005): Nichts als die reine Liebe. Lengerich: Pabst

weiterführende Links:

Lesen Sie in einer interessante Studie zum Thema Fremdgehen nach:
http://www.welt.de/wissenschaft/article972954

Auf dieser Webseite finden Sie nützliche Informationen, wie Sie in Ihrer Beziehung mit einem Seitensprung umgehen können:
http://www.partnerschaft-beziehung.de

Ein Forum für alle Beteiligten eines Seitensprungs finden Sie hier:
http://www.diegeliebte.de

 

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