Sexting

Was ist Sexting?

Der Begriff Sexting ist ein Kofferwort aus den beiden englischen Wortsegmenten texting und sex. Der Ausdruck bezeichnete in der Ursprungsbedeutung das Verschicken einer SMS/MMS (texting) mit sexuellem Inhalt (sex). Wurde 2005 unter Sexting noch schriftliche Booty Calls – also das Verabreden zum Gelegenheitssex über Textnachrichten – und das Versenden von Flirt-SMS verstanden, ist heute der Begriff ein Synonym für den Austausch von selbstproduzierten erotischen und freizügigen Fotos und Videos über digitale Medien (z.B. Smartphones).

Auch wenn die mediale Berichterstattung Sexting als ein modernes Phänomen charakterisiert, so ist diese sexuelle Kommunikationsform keineswegs neu: ein Blick in die Geschichte lehrt, dass bereits in der Vergangenheit sexualisierte Texte und Bilder ausgetauscht wurden. Napoleon schrieb 1796 erotische Briefe an seine Ehefrau Joséphine de Beauharnais und versprach ihr, dass er sie „mit einer Million Küsse, brennend wie unter dem Äquator, bedekken (sic!)” werde und in der populären Zeit der Polaroidkamera, in den 60ern bis 80ern Jahren, erstellten einige heutige ältere Erwachsene auch freizügige Fotos von sich, um diese damals ihrer Partnerin oder ihrem -Partner zu schenken.

Sexting war somit schon immer ein fester Bestandteil der zwischenmenschlichen sexuellen Kommunikation, nur die dazu verwendeten Kommunikationsmedien haben sich verändert: Briefe aus Papier wurden durch digitale Nachrichten ersetzt und Papierfotos durch digitale Bilder.

Verbreitung von Sexting

Zwar bezeichnen Medienberichte das Versenden von freizügigen und sexuellen Fotos als ein Jugendphänomen, doch ist das Sexting unter jungen und älteren Erwachsenen wesentlich verbreiteter. Bisherige Studien kommen je nach Alter der Befragten und Art der Fragestellung zu den Ergebnissen, dass 3 % bis 9 % der unter 18-Jährigen bereits Sextingfotos von sich versendeten. Mit steigendem Alter nehmen die Sextingaktivitäten und -erfahrungen zu. In den Altersgruppen ab 20 Jahren haben schon je nach Studie 16 % bis 50 % der befragten Erwachsenen Erfahrungen mit dem Versand von sexuellen Fotos.

Zusammenfassend lauten die wichtigsten Erkenntnisse der bisherigen Studien zu Sexting:

  • Die meisten Minderjährigen haben noch keine Erfahrung mit Sexting; dies betrifft den erotischen Fotoaustausch, genauso wie das Versenden von sexualisierten Textnachrichten.
  • Je älter junge Erwachsene werden, desto mehr sammeln von ihnen Sextingerfahrung.
  • Sexting ist ein integraler Bestandteil der partnerschaftlichen sexuellen Kommunikation. Mit dem Eingehen einer partnerschaftlichen Beziehung und dem Beginn des (partnerschaftlichen) „Sexuallebens” nehmen die Sextingaktivitäten zu.
  • Frauen und Männer sexten annähernd gleich viel; jedoch werden Frauen öftes direkt nach einem sexuellen Foto gefragt.
  • Sexter und Sexterinnen versenden häufig ihre Aufnahmen an den festen Partner oder die Partnerin. Der sexuelle Foto- und Nachrichtenaustausch ist im Beziehungsalltag integriert und dient unter anderem als symbolischer Liebesbeweis und stellt Intimität und Vertrautheit zueinander her.
  • Sexting wird aber auch dazu verwendet eine neue Partnerschaft einzugehen und sich für den Schwarm interessant zu machen. Die überwiegende Mehrheit der Empfänger und Empfängerinnen dieser Bilder reagiert darauf mit positiven Gefühlen.
  • Die Annahme, Sexting sei ein Risikoverhalten, lässt sich mt den existierenden Studien nicht bestätigen Gefahren.

Die größte Gefahr beim Versand von sexuellen Bildern besteht in der ungewollten Weiterleitung und Veröffentlichung dieser persönlichen und privaten Aufnahmen. Gelangen diese Fotos an die Öffentlichkeit, können unter bestimmten Umständen psychoszialen Negativfolgen – wie Mobbing, Spott und Beschimpfungen – für die Sexter und Sexterinnen eintreten. Trotz dieser Gefahren, gibt nur eine Minderheit von Empfänger und Empfängerinnen an, dass sie erhaltene sexuelle Aufnahmen mit mindestens einer weiteren Person bereits geteilt haben.

Wenn du unter 18 Jahre bist und sexuell explizite Aufnahmen von dir anfertigst, dann könnten diese Bilder unter das Strafgesetz, in Form des § 184 c StGB (Verbreitung, Erwerb und Besitz jugendpornografischer Schriften), fallen. Als Empfänger oder Empfängerin von solchen Fotos kann dir damit eine juristische Verfolgung drohen, selbst wenn deine feste Partnerin oder dein fester Partner dir diese Aufnahmen gesendet hat.

Empfehlungen für Safer Sexting

  • Bewahre beim Sexting die Anonymität und Pseudonymität! Insbesondere beim Sexting mit reinen Online-Bekanntschaften sollten keine persönlichen Daten (Wohnort, Name usw.) ausgetauscht werden.
  • Anonymisiere die Bilder! Versende Bildausschnitte, bei dem du nur schwer oder gar nicht indentifiziert werden kannst.
  • Versende sexuell andeutende Bilder! Bevorzuge beim Versenden sexuell andeutende Fotos von dir (z.B. in Unterwäsche, in erotischen Posen), anstatt explizite Aufnahmen. Diese sind weniger beschämend und bloßstellend, falls diese ungewollt weitergezeigt oder veröffentlicht werden.
  • Bestehe auf einen wechselseitigen Fototausch! Versende nicht nur einseitig Bilder von dir, sondern fordere im Gegenzug auch sexuelle Bildaufnahmen.
  • Erstelle professionelle oder kreative Bilder von dir! Fertige kreative und ästhetische Bilder von dir an; dadurch reduziert sich bei einer ungewollten Veröffentlichung die Gefahr, Ziel von Spott und Beschimpfungen zu werden. Mit ästhetischen Bildern gewinnst du eher den Respekt der Betrachter.
  • Verwende beim Senden von Sextingbildern Apps (z.B. Snapchat), die deine Fotos innerhalb von einer von dir definierten Zeit selbst zerstören!
  • Kenne deine Rechte! Niemand darf ohne deine Zustimmung deine persönlichen Bilder einfach weiterverbreiten oder im Internet veröffentlichen. Dies stellt eine Straftat dar und du kannst mit rechtlichen Schritten drohen.
  • Stehe zu deinen Sextingbildern! Lass dir nicht einreden, dass du bei einer ungewollten Veröffentlichung deiner Sextingbilder schuld wärst oder du etwas Unangemessenes getan hast.


Daniel Hoffmann

weiterführende Literatur:

  • Döring, Nicola (2012), Erotischer Fotoaustausch unter Jugendlichen: Verbreitung, Funktionen und Folgen des Sexting, in: Zeitschrift für Sexualforschung, 25 (1), 4-25.
  • Hoffmann, Daniel (2012), Sexting – Der erotische Foto- und Nachrichtenaustausch unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe Sachsen-Anhalt e.V. (Hrsg.)

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