Oralverkehr

Der Begriff Oralverkehr leitet sich von dem lateinischen Wort “os” = Mund ab. Entsprechend werden unter “Oralverkehr” Praktiken zusammengefasst, bei denen die weiblichen oder männlichen Geschlechtsorgane mit dem Mund, also den Lippen, der Zunge oder den Zähnen stimuliert werden. Wird der Schwanz des Mannes mit dem Mund stimuliert, sprechen die Fachleute von Fellatio, umgangssprachlich wird zumeist von “Blasen” gesprochen. Bei der Stimulation der Muschi spricht man im Fachdeutsch von Cunnilingus, umgangssprachlich wird hier oft “Lecken” gesagt.

Die umgangssprachlichen Bezeichnungen geben nicht unbeding die Techniken wieder bzw. stellen diese höchstens einseitig dar. Saugen, Lecken, Knabbern, leiches Beißen und anderes mehr machen den Oralverkehr für viele zu einem besonders intensiven Erlebnis. Und zwei Punkte heben ihn von anderen Sexualpraktiken ab:

Zum einen ist die Unterteilung in einen aktiven und einen passiven Partner hier am klarsten. Der passive überlässt sich völlig dem aktiven, setzt sich dessen “Angriffswerkzeug” (was ein Mund ja durchaus sein kann) aus und lebt ein hohes Maß an Hingabe. Der aktive Partner dagegen gewinnt seine sexuelle Lust nicht durch Stimulation eigener erogener Zonen, sondern durch die zunehmende Extase der Partnerin/des Partners.

Die zweite Besonderheit des Oralverkehrs ist, dass mit kaum einer anderen Sexualpraktik die Geschlechtsorgane des Partners/der Partnerin so gezielt stimuliert werden können.

Für Männer ist die orale Befriedigung durch die Partnerin/den Partner wegen dieser gezielten Stimulation besonders schön. Vor allem aber, weil sie hier (endlich einmal!) passiv sein und sich völlig hingeben können. Dabei wird gerade im heterosexuellen Kontakt die aktive Rolle der Frau, die den Schwanz des Partners in den Mund nimmt, als Zeichen der Zuneigung – auch dem Schwanz selbst gegenüber – gesehen.

Um die Empfindungen für den Mann beim Oralverkehr zu intensivieren, kann die Partnerin/der Partner die Hand zu Hilfe nehmen.

Ein wichtiges Thema ist dabei die Aufnahme des Spermas, das heißt, das Abspritzen im Mund. Für Männer steigert das die Intensität der Hingabe, zumal keine Unterbrechung der Passivität beim Wechsel der Sexualpraktik geschieht. Manchen Frauen und aktiven Männern gefällt dabei auch, dass sie bei keiner anderen Praktik so intensiv am Orgasmus des Mannes beteiligt sind. Anderen Frauen (und eben auch Männern) gefällt die Aufnahme von Sperma nicht, sie finden es eklig. Vom gesundheitlichen Standpunkt jedenfalls gibt es keine Bedenken. Sperma besteht aus Mineralstoffen und Vitaminen und ist damit eher gesund.

Frauen genießen es, wenn sie oral stimuliert werden, weil auch für sie diese Praktik ein hohes Maß an Hingabe bedeutet. Zudem können sie direkt an der Klitoris berührt und erregt werden. Die weiche Zunge eignet sich hier oft besser als die härteren Finger.

Auch eine gleichzeitige gegenseitige Stimulation der Geschlechtsorgane durch die Münder ist möglich (69er-Stellung), wenn das Paar auf- bzw. nebeneinander liegt. Viele Paare machen jedoch die Erfahrung, dass Oralverkehr lustvoller ist, wenn sie sich abwechseln. So kann sich jeder der Partner viel besser auf seine eigene Empfindung konzentrieren.

Wichtige Vorraussetzung für einen gelingenden Oralverkehr ist zum einen Sauberkeit, zum anderen eine vertrauensvolle Beziehung. Letzteres umgehen Männer oft, wenn sie zu Prostituierten gehen und sich dort oral befriedigen lassen. Sie können dort passive Hingabe leben und sich das Vertrauen, dass ihnen dabei nicht geschädigt wird, erkaufen. Allerdings ist diese orale Zuwendung einer Frau oder eines Mannes kein Zeichen besonderer Zuneigung. Für sie/ihn spielt eher die eigene Nichtstimulanz und damit die Beibehaltung der “Hingabehierarchie” eine wichtige Rolle.

Dr. Matthias Stiehler

weiterführende Literatur:

Tracey Cox: Supersex. Dorling Kindersley Limited London, München 2002

weiterführende Links:

Auf der Internetseite der Humboldt-Universität Berlin sind die Erkenntnisse der modernen Sexualwissenschaft allgemeinverständlich in einem Online-Handbuch zusammengefasst. Hier erhalten Sie weiterführende Informationen zu sexuellen Praktiken:
http://www2.hu-berlin.de/sexology/ATLAS_DE/index.html

In der aktuellen Studie des Kondomherstellers Durex von 2007 wurden weltweit Menschen über ihr Sexualleben befragt. Die aufschlussreichen Ergebnisse können Sie auf dieser Seite nachlesen:
http://www.durex.com/

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